Geschichte der Feuerwehr Konradsreuth
In der „Feuerordnung für das Landvolk“ vom 07.03.1783 wird Konradsreuth neben Gattendorf, Berg, Regnitzlosau, Naila, Trogen, Hof, Issigau usw. an erster Stelle als Standort einer Feuerwehrspritze genannt. Wie dem Schriftstück weiter zu entnehmen ist, wurden die Spritzen in „besonderen Häusern“ aufbewahrt. Einen Schlüssel hierfür hatten „der Beamte“ oder Rittergutsbesitzer, der Pfarrer, der Schulmeister und der Dorfrichter. Es steht also fest, dass bereits 1783 in Konradsreuth außer den damals üblichen Leder- oder Leineneimern auch größeres Löschgerät vorhanden war. Bedienen und einsetzen mussten dies die Bürger allerdings selbst. Eine organisierte Feuerwehr gab es damals noch nicht. Diese entstand erst, als am 19. Mai 1869 die Freiwillige Feuerwehr Konradsreuth gegründet wurde. Das belegt u.a. die Mitgliedsurkunde des Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes aus dem Jahr 1899. Die Gründung der Wehr wurde allgemein begrüßt und unterstützt. So erhielt sie im Gründungsjahr zur Beschaffung von Ausrüstungsgenständen beispielsweise vom Weberverein Konradsreuth 100 Gulden und vom Bezirksamt Hof 21 Gulden. Um 1870 standen der Wehr bereits 2 Handdruckspritzen zur Verfügung. Nach den Aufzeichnungen des damaligen Schriftführers, Lehrer Wenzel, betrug der Mitgliederstand der Wehr am 15. April 1886 152 Männer. Im Jahr 1900 war die Mannschaftsstärke auf 206 Mann angestiegen. An Ausrüstung waren 35 Helme, 163 Mützen, 37 Gurte, 29 Beile, 10 Laternen, 70 Joppen aus dunklem Stoff, je eine vierrädrige und eine zweirädrige Saug- und Druckspritze, je eine vierrädrige und eine zweirädrige Druckspritze, eine Schlauchhaspel, 12 Meter gummierte und 500 Meter gewöhnliche Schläuche (Hanf) , 1 Schubleiter, 2 Anstellleitern, 1 Dachleiter, 4 Feuerhaken und eine Sanitätstasche. Untergebracht waren die Gerätschaften in den Spritzenhäusern (Holzbauweise) am Dorfteich und am Pfarrgarten. Das Spritzenhaus am Pfarrgarten wurde 1950 im Zuge des Ausbaus der Friedhofstraße abgebrochen. Die Kriegsjahre des 1. Weltkrieges (1914-1918) bedeuteten zwangsläufig einen Rückschlag im Aufbau der Wehr. Viele Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Etliche fielen. Zur Verbesserung des Feuerschutzes beteiligte sich die Gemeinde zusammen mit dem Bezirk im Jahr 1921 mit einem Zuschuss an der Anschaffung einer Autospritze für die Überlandhilfe durch die Stadt Hof. Im Jahr 1924 wurde durch den Gemeinderat der Bau eines Feuerwehrgerätehauses ins Auge gefasst. Als dann 1939 die Finanzierung gesichert war, verhinderte der 2. Weltkrieg die Durchführung der Baumaßnahme. 1928 erhielt die Wehr ihre erste Motorspritze. 1930 kam ein Schlauchwagen hinzu. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erfolgten unverzüglich der Wiederaufbau und die Neuorganisation der Freiwilligen Feuerwehr. Allerdings hieß sie damals nicht Feuerwehr, sondern auf Weisung der damaligen amerikanischen Besatzungsmacht „Firedepartement Konradsreuth“. Die Schutzausrüstung der Aktiven bestand aus Jacke und Hose, welche aus amerikanischem Zeltstoff gefertigt waren. Weiterhin hatte jeder einen rot lackierten (nur der Kommandantenhelm war weiß) Helm einen Hakengurt aus Leder mit Beil und einfache Gummistiefel. Die Helme waren bis auf wenige echte Stahlhelme ehemalige Luftschutzhelme aus dem Krieg. Am 26. September 1946 erhielt die Wehr eine neue „Einheits-Tragkraftspritze“ TS 8/8. Die Einführung der Feuerschutzabgabe im Jahr 1951 trug in den folgenden Jahren zur Verbesserung der Ausrüstung und Gerätschaften bei. 1955 konnte eine neue Tragkraftspritze TS 8/8 in Dienst gestellt werden. Diese wurde nebst einer Grundausstattung an Schläuchen und Armaturen in einem Tragkraftspritzenanhänger transportiert. Als Zugfahrzeug diente im Alarmfall in den ersten Nachkriegsjahren ein LKW der ortsansässigen Fa. Kanzler. Als in späteren Jahren ein gemeindeeigener Unimog beschafft wurde, ersetzte dieser den Speditions-LKW. Am 22. Juli 1961 ging der lang gehegte Wunsch, ein richtiges Feuerwehrgerätehaus zu besitzen, für die Wehr in Erfüllung. In dem neuen Gerätehaus waren zwei Dienstwohnungen für Feuerwehrangehörige (in diesem Fall 1. und 2. Kommandant) vorhanden. Der Dorfteich hinter dem damaligen Anwesen „Gasthaus Roter Ochse“, welcher über Jahrzehnte als Löschwasserteich diente, wurde aufgelassen und an der selben Stelle das neue Gerätehaus errichtet. Als Ersatz für den Löschteich wurde neben dem Gebäude ein unterirdischer Löschwasserbehälter mit 150 cbm Fassungsvermögen gebaut. Mit der Anschaffung eines Magirus-Allrad-Löschfahrzeuges LF 8 „schwer“ im Jahr 1969 wurde ein erster großer Schritt hin zu einer modernen, leistungsfähigen Feuerwehr getan. Das Löschfahrzeug war aus Kostengründen allerdings nur mit den allernotwendigsten feuerwehrtechnischen Geräten ausgestattet. Eine über den Fahrzeugmotor angetriebene „Vorbaupumpe“ FP 8/8 war fest eingebaut und die oben erwähnte Tragkraftspritze TS 8/8 wurde im Garäteaufbau mitgeführt. Die Ausrüstung wurde in den Folgejahren nach und nach vervollständigt. 1976 kamen vier umluftunabhängige Atemschutzgeräte (Pressluftatmer) und die dazugehörigen Atemschutzmasken dazu. 1977 folgte die Ausrüstung für Schwer- und Mittelschaum. Im September 1977 erfolgte der Anschluß der Sirene auf dem Feuerwehrgerätehaus an die Funkalarmierung das Landkreises Hof. Das Löschgruppenfahrzeug wurde mit einem Sprechfunkgerät FuG 8 ausgerüstet. Dies war ein enormer Fortschritt, denn bis zu diesem Zeitpunkt musste die Sirene per Hand, bei einem überörtlichen Alarm, nach telefonischer Information durch die Polizei, vom Kommandanten ausgelöst werden. Der Zeitverlust war erheblich. 1978 konnte ein handbetriebenes hydraulisches Schneidgerät (Rettungsschere) in Dienst gestellt werden. Weiterhin rüstete die Wehr aus eigenen Mitteln einen ausgesonderten Polizei-VW-Bus zu einem Vorausfahrzeug um. Die bereits oben erwähnten Helme aus dem 2. Weltkrieg wurden in Eigenleistung mit der nun vorgeschriebenen nachleuchtenden Farbe umgespritzt. Als Ersatz für die alten Schutzanzugjacken wurden sogenannte Nässeschutzjacken (schwarz) aus Synthetik angeschafft. 1979 (zum 110. jährigen Jubiläum) erfolgte die Ausrüstung der gesamten Wehr mit neuen Schutzanzughosen aus eigenen Mitteln. Am 23.10.1981, (die Wehr war gerade bei einem Großbrand im Schallershof im Einsatz) kam der restliche Rüstsatz für technische Hilfeleistung (Spreizer, Stromerzeuger, Halogenscheinwerfer, Motorkettensäge, Trennschleifer usw.) zur Auslieferung. 1984 erfolgte die die Beschaffung von vier Handsprechfunkgeräten und das „Martin-Horn“ (Pressluftfanfare) aus Mitteln der Feuerwehr. Somit war unser Löschgruppenfahrzeug 15 Jahre nach der Beschaffung endlich komplett ausgerüstet. 1986 musste unser 1978 umgerüsteter VW-Bus aus „Altergründen“ ersetzt werden. In ca. einjähriger Arbeit und mit der erneuten Unterstützung des inzwischen gegründeten Feuerwehrvereins (1983) konnte von der Fa. Rossner ein ausgesonderter Hanomag-Transporter zu einem vollwertigen Mehrzweckfahrzeug umgebaut werden. Die Indienststellung erfolgte am 09.02.1986. Durch die Beschaffung der ersten 23 Funkmeldeempfänger am 11.11.1988 konnte die Erreichbarkeit der Aktiven im Alarmfall entscheidend verbessert werden. Außerdem liefen von nun an nicht mehr bei jeder Alarmierung die Sirenen. In der Zwischenzeit waren die Aktiven mit „bundeseinheitlichen“ Schutzanzügen und Überjacken, sowie mit neuen Leichtmetallhelmen ausgerüstet worden? 1989 ergänzte das dringend benötigte Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 auf Mercedes-Benz-Fahrgestell 1222 AF den Fuhrpark der Wehr. Im gleichen Jahr folgte noch die Sonderausrüstung für Strahlenschutz, welche damals im gesamten Landkreis nur noch bei den Feuerwehren Hof, Schwarzenbach/Saale und Bad Steben vorhanden war. 1990 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet. 1996 konnte nach 27 Dienstjahren das Magirus LF 8 durch ein LF 8/6 auf Mercedes-Benz-Fahrgestell AF 917 und der inzwischen aus Altersgründen ausgemusterte Hanomag-Transporter durch ein Mehrzweckfahrzeug Mercedes-Benz Sprinter 308 D ersetzt werden. Von 1997 bis 2001 erfolgte die Umrüstung der Schutzkleidung auf die neue Hose und Überjacke „Bayern 2000“. Im Jahr 2000 konnte ein wasserdruckbetriebener Überdrucklüfter und 2001 ein Airbag-Sicherungssystem, eine elektrische Säbelsäge und elektronisches Atemschutz-Überwachungsgerät beschafft werden.
Autor: Gerhard Leupold, Jan. 2017